Welche Wege gibt es, Gott zu finden? Diese Frage haben sich Menschen immer wieder gestellt, wenn sie sich nach Gott gesehnt, nach einer intensiven Beziehung zu ihm gesucht oder sich schlicht nur Gedanken über ihn gemacht haben. Die Wege, Gott zu finden, sind sicherlich mindestens so zahlreich, wie es Menschen gibt. Drei dieser Wege, drei breite Schneisen, zwischen denen es auch Verbindungen gibt, möchte ich vorstellen.
Der erste Weg ist der, den Menschen beschreiten, wenn sie danach fragen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, wie es Faust formuliert. Das ist vor allem, wenn auch nicht nur, der Weg der Naturwissenschaftler, der Astronomen, auch der Mathematiker und all jener, die der Frage nach dem Wesen unserer Welt, ihrer Entstehung, ihrem Funktionieren usw. nachgehen.
Wer sich auf diesen Weg begibt, tut dies zumeist gerade nicht, weil er auf der Suche nach Gott ist. Und dennoch hat sich Gott auch auf diesem Weg finden lassen. Es ist das Staunen über die Schöpfung, ihre Großartigkeit, ihre Schönheit und auch über ihre Geheimnisse, die Menschen ergriffen und manch einen unverhofft zu Gott geführt hat. Vielleicht das Staunen darüber, dass das Universum gerade so beschaffen ist, dass es Leben, ja dass es uns Menschen gibt, die es beobachten können – denn physikalisch gesehen wäre auch eine andere Realisierung des Universum denkbar. Stichwort „anthropisches Prinzip“.
Der zweite Weg ist ein altbewährter mit langer Tradition. Es ist der Weg der Askese, des bewussten Verzichts, der Kontemplation. Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass sich auf diese Weise besondere Erfahrungen der Nähe Gottes einstellen können. Wer schon mal eine Zeit lang gefastet hat oder überhaupt bewussten Verzicht geübt hat, wird vielleicht gespürt haben, wie die Sinne und wie der Geist insgesamt empfänglicher werden, nicht nur, aber auch für die unsichtbare Gegenwart Gottes.
Beispiele für diesen Weg sind die Klöster und allgemein das monastische Leben. Auch dieser Weg ist zwar keine Garantie auf eine intensive Gotteserfahrung, doch kann er den Boden bereiten für eine bewusstere und erfüllende Begegnung mit Gott.
Und schließlich der dritte Weg: Es ist der, wie ich finde, schönste, weil am einfachsten zu beschreitende Weg, auf dem zu gehen, ich ohne großen Aufwand schon heute beginnen kann. Es ist der Weg der Dankbarkeit. Auch dieser Weg ist uralt und bewährt. Schaut man in die Bibel, so legen die zahlreichen Dankpsalmen ein beredtes Zeugnis ab von diesem Weg, Gott zu finden. Seinerzeit war für den frommen Juden das Danken etwas so Unverzichtbares, so Notwendiges zum Leben wie das Atmen. Er konnte gar nicht anders, als Gott zu danken und ihn zu loben. Dank war nicht Etwas, das es Gott gleichsam pflichtschuldig zu entrichten galt, so wie man ein kleines Kind dazu anhält, „Danke“ zu sagen, wenn es etwa beim Einkaufen von der Verkäuferin einen Bonbon geschenkt bekommt.
Der Psalmist dankt, weil es ihm gut tut, weil er gar nicht anders kann und nicht etwa, um zu bewirken, dass Gott ihm wohlgesonnen und zugewandt bleibt. Gott wäre nicht Gott, wenn er auf unser Danken angewiesen wäre. Und erst recht nicht macht Gott seine Liebe und Güte gegenüber uns davon abhängig, ob wir danken. Aber wir dürfen Gott danken. Es tut gut, das zu tun, auch wenn dem modernen Menschen, für den Danken vor allem ein Teil der Höflichkeit und der Etikette ist, dafür etwas das Gespür abhanden gekommen ist.
Beim Danken kommt es nicht auf große, wohlgesetzte Worte an. Man kann auch ganz ohne Worte danken – sozusagen stumm im Herzen. Entscheidend ist die Dankbarkeit als innere Haltung. Gewiss gibt es Situationen, in denen einem nicht danach zumute ist zu danken, in denen man das einfach nicht kann. Von solchen Erfahrungen könnte ich selbst auch berichten. Da ist es dann eher die Zeit, Gott zu klagen. Und dennoch gilt: Wer es einmal ernsthaft versucht zu danken, und sei es nur still und heimlich für sich, wird merken, dass es ihm gut tut und sich in seiner Beziehung zu Gott merklich etwas verändert, das er nicht mehr missen möchte.
Wie sieht Ihr Weg aus?
S.H., 12.7.2019
Es gibt tatsächlich viele Wege auf der Suche nach Gott. Das Wort Gottes – das Lesen, Hören und Reden – mit dem Wort Gottes darf dabei nicht fehlen. Ja, ohne das Wort Gottes und das Erschließen im hl. Geist läuft man Gefahr, bei aller Suche nicht Gott, sondern sich selbst, esoterische und gnostische Strömungen zu finden. Im Wort Gottes spricht Gott selbst durch den hl. Geist zu uns. Dieses Sprechen und Hören bedarf der Rückbesinnung und Versicherung in der Gemeinschaft, im Gespräch im Miteinander und im Austausch. So wird das Wort Gottes zum Weg und zum Kompass.
Danke für die Initiative – Anregung – und den Mut
Ein herzliches Dankeschön zurück für den ersten Kommentar mit den wertvollen Ergänzungen!
Ja, Gottes Wort als Kompass ist in der Tat unabdingbar! Sonst besteht die Gefahr, dass man auf seinem Weg, ohne es zu merken, im Kreis läuft oder in die falsche Richtung.